Lehrpfad 1: Mais als globale Nutzpflanze

Im Projekt AckerWelten entwickelt finep gemeinsam mit landwirtschaftlichen Betrieben mehrere Lehrpfade. Diese zeigen am Beispiel verschiedener Nahrungsmittel das Zusammenspiel von lokaler und globaler Landwirtschaft auf und geben Tipps für einen nachhaltigen Nahrungsmittelkonsum.

Ein erster Lehrpfad widmet sich einer der weltweit bedeutendsten Nutzpflanzen – dem Mais. Der Lehrpfad besteht aus drei Stationen mit aufklappbaren Texttafeln und befindet auf dem Sulzburghof in Lenningen.

Multitalent Mais

Mais Multitalent

Ob als Mehl, Stärke oder Öl oder über Umwege als Bindemittel, Kunststoff oder Süßungsmittel – Mais ist aus unserem Alltag kaum wegzudenken. Gemessen an der Erntemenge ist sie die am meisten angebaute Getreidesorte weltweit. Ihren Ursprung hat die Maispflanze in Mexiko, wo sie schon vor Tausenden von Jahren angebaut wurde. Hierzulande wird Mais vor allem als Snack oder Beilage geschätzt. In vielen Ländern des Globalen Südens ist er ein wichtiges Grundnahrungsmittel und für rund 900 Millionen Menschen sogar die unverzichtbare Ernährungsgrundlage, etwa in Kenia oder Mexiko. Obwohl immer mehr Mais angebaut und geerntet wird, ist er ein knappes Gut. Viele Menschen, die auf das Getreide angewiesen sind, können es sich immer seltener leisten.

Mais in Tank und Trog

Mais Zapfsäule

Weltweit werden jährlich über eine Milliarde Tonnen Mais produziert. Eine riesige Menge, die viele Menschen satt machen könnte. Doch knapp zwei Drittel davon werden an Tiere verfüttert. Grund ist die wachsende Nachfrage nach Fleisch. In den USA, dem mit Abstand größten Maisproduzenten vor China und Brasilien, wird mehr als ein Drittel der Ernte zu „Biosprit“ verarbeitet.

Das Problem liegt auf der Hand: Eine wichtige Nahrungspflanze landet zum Großteil in Futtertrog und Tank, obwohl weltweit rund zwei Milliarden Menschen an Mangel oder Unterernährung leiden. Wegen der vielfältigen Verwendung der Pflanze ist die Nachfrage teils höher als das Angebot. Das treibt weltweit den Preis für Mais nach oben. Wird zudem an den Börsen auf Mais spekuliert, kann für viele Menschen in Ländern des Globalen Südens ihr Grundnahrungsmittel unbezahlbar werden.

Mais braucht Platz

Mais Traktor

Der Einsatz von Mais als Futter- und Energiepflanze ist mit einem großen Flächenverbrauch verbunden. Würden auf den vorhandenen Anbauflächen nur menschliche Nahrungsmittel produziert, könnten theoretisch weitaus mehr Menschen satt werden, als heute auf der Erde leben. Mit der Nachfrage nach Mais für Energie, Tank und Trog steigt auch die Nachfrage nach Anbauflächen. Ackerland wird zu einem begehrten Investitionsobjekt. Dabei geraten zunehmend Länder des Globalen Südens in den Blick von Investor*innen. Flächen, die Kleinbäuer*innenn vielfältig für den eigenen Bedarf bewirtschaften, werden aufgekauft oder gepachtet – oft  gegen den Willen der örtlichen Bevölkerung. Dort wird dann in riesigen Monokulturen z. B. Mais als Futtermittel und Energielieferant für den Export produziert.

Und was hat das jetzt mit uns als Konsument*innen zu tun?

  • Wir können uns für eine Bank entscheiden, die nach ethischen und sozialen Grundsätzen arbeitet, um Nahrungsmittelspekulationen auszuschließen. Mehr Infos: www.urgewald.org.
  • Wir können unser Mobilitätsverhalten überdenken und uns klimabewusst fortbewegen. Indem wir beim Tanken „Biosprit“ wie E10 meiden, setzen wir ein Zeichen gegen Agrarkraftstoffe.
  • Wir können den Konsum tierischer Lebensmittel wie Fleisch und Milchprodukte einschränken und beim Einkauf darauf achten, ob Futtermittel aus heimischer Produktion verwendet wurden.

Mehr zu diesem Thema:

  • Ein Film von SWR und Planet Schule liefert weitere Informationen über Mais als Pflanze zwischen Hunger und Profit .
  • Das internationale Projekt Landmatrix ist eine Datenbank, die großflächige Landinvestionen dokumentiert und zeigt, welche Akteur, wo Land kaufen.
  • Ein Kurzfilm von Weed e.V. erklärt, was Nahrungsmittelspekulationen sind.
  • Die Dokumentarfilme Das grüne Gold (2017) und Landraub (2015) beschäftigen sich mit Ackerland als Investitionsobjekt
  • Das Projekt Weltacker zeigt die globale Landwirtschaft im Miniaturmaßstab. Hier erfährt man, welche Pflanzen auf welcher Fläche angebaut werden.


Mehr Informationen zum Projekt AckerWelten und den weiteren Lehrpfaden findest du hier.

Das Projekt wird gefördert von ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und mit Mitteln des evangelischen Kirchlichen Entwicklungsdienstes.