Lehrpfad 3: Milch auf Reisen

Im Projekt AckerWelten entwickelt finep gemeinsam mit landwirtschaftlichen Betrieben mehrere Lehrpfade. Diese zeigen am Beispiel verschiedener Nahrungsmittel das Zusammenspiel von lokaler und globaler Landwirtschaft auf und geben Tipps für einen nachhaltigen Nahrungsmittelkonsum.

Der dritte Lehrpfad widmet sich einem Lebensmittel, das wir täglich in verschiedensten Formen konsumieren – der Milch. Der Lehrpfad besteht aus drei Stationen mit aufklappbaren Texttafeln und befindet sich dauerhaft auf dem Hof Ziegelhütte am Randecker Maar in Ochsenwang.


Grasende Kühe auf saftigen Weiden…

Ackerwelten Milch Kuhweide

… dieses idyllische Bild haben viele Menschen im Kopf, wenn sie an Milch denken. Doch in der Realität ist das eher die Ausnahme. Denn viele Landwirt*innen stehen unter großem finanziellen Druck – z. B. von großen Molkereien, die ihnen immer weniger Geld für ihre Milch bezahlen, und von Supermärkten, die mit ihrer Marktmacht die Preise für Milchprodukte drücken. Aber auch wir als Verbraucher*innen entscheiden durch unser Einkaufsverhalten mit. Milchhöfe, die in einer Kreislaufwirtschaft betrieben werden, wo die Kühe auf die Weide kommen und ausschließlich das fressen, was vor Ort wächst, sind selten geworden. Stattdessen sind die Milchregale der Supermärkte voll mit überwiegend billiger Milch aus industrieller Produktion. Den wahren Preis dafür bezahlen Mensch, Tier und Umwelt!


Milch auf Reisen

Ackerwelten Milch Strand

In Deutschland müssen zahlreiche kleine Höfe aufgeben, weil sie unter finanziellem Druck stehen. Die verbliebenen Betriebe werden immer größer und produzieren sehr viel Milch – viel mehr, als hierzulande konsumiert wird. Nur etwa die Hälfte der in Deutschland produzierten Milch wird auch hier verbraucht. Die Überschüsse werden von der EU in Form von Milchpulver aufgekauft, wenn der Milchpreis zu niedrig ist. Das Milchpulver wird eingelagert und wieder verkauft, sobald der Preis stimmt. Da es in der EU dafür keine Abnehmer gibt, wird das Milchpulver in Länder des Globalen Südens exportiert, besonders in afrikanische Länder wie etwa Burkina Faso oder Kamerun. Dort kann es trotz des langen Transportwegs oft günstiger verkauft werden als die lokal produzierte Frischmilch. Die Folge: Die lokal produzierte Milch wird nicht mehr nachgefragt und viele Bäuer*innen, zum Beispiel in Kamerun, verlieren ihre Lebensgrundlage.


Was kann ich als Konsument*in und Bürger*in tun?

  • Du kannst deine Milch bei kleinen, lokalen Milchbetrieben direkt beziehen und damit verhindern, dass Großkonzerne den Preis drücken. Viele Betriebe bieten in ihren Hofläden, auf Wochenmärkten oder im örtlichen Fachhandel ein Sortiment an eigenen Produkten. So erhältst du frische Produkte aus der Region und den Betrieben wird ein fairer Preis gezahlt.
  • Eine Möglichkeit der Direktabnahme besteht beispielsweise auch über die Solidarische Landwirtschaft (Solawi). In einer Solawi tragen mehrere private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs, wofür sie im Gegenzug einen Anteil der Ernte oder Erzeugnisse erhalten. Hier erfährst du, ob es in deiner Nähe bereits ein Netzwerk gibt.
  • Frage beim Bauernhof nach, woher das verwendete Futter stammt, und greife auf Milchprodukte zurück, die in einer Kreislaufwirtschaft produziert wurden. Dabei wird das Futter für die Kühe selbst produziert und nicht aus Ländern des Globalen Südens importiert.
  • Misch dich ein und rede mit: Das breite Aktionsbündnis Wir haben es satt! organisiert jedes Jahr im Januar eine große Demo sowie ein Jugendfestival im Juni. Für gutes Essen, nachhaltige Landwirtschaft und gerechte Verteilung kommen bei beiden Veranstaltungen Zehntausende Menschen zusammen.


Mehr zu diesem Thema:

  • Der Dokumentarfilm des ZDF Der Irrsinn mit der Milch beleuchtet die Probleme, die durch die Überproduktion von Milch, moderne Agrartechnik und leistungsstarke „Turbokühe“ entstehen.
  • Der Kurzfilm und der Sachcomic Mensch.Macht.Milch. von Germanwatch und der Arbeitsgemeinschaft für bäuerliche Landwirtschaft geben einen Einblick in die Auseinandersetzung um die Entwicklung der Milchwirtschaft und machen Vorschläge, wie eine zukunftsfähige Milchwirtschaft aussehen könnte.
  • Der österreichische Dokumentarfilm Bauer unser  setzt sich mit der Situation von Landwirt*innen in Europa auseinander.
  • Die Broschüre und das zugehörige Video Die Unfaire Milch - Agrar- und Entwicklungspolitik im Widerspruch? des österreichischen Dachverbands Globale Verantwortung, Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe beschäftigt sich mit Agrarsubventionen im Bereich des Milchsektors.


Mehr Informationen zum Projekt AckerWelten und den weiteren Lehrpfaden findest du hier.

Das Projekt wird gefördert von ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und mit Mitteln des evangelischen Kirchlichen Entwicklungsdienstes.